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Archiv für die 'Hochschulisch-Pädagogisches' Kategorie

Da der Wahlkampf naht (oder eigentlich schon begonnen hat), muss ich jetzt doch mal ein privates Statement zu dem Blödsinn posten, mit dem sich diese Woche zwei rot-grüne Regierungen anschicken, Deutschlands Bildungspolitik zu ruinieren. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Waltraud Wende kündigt an, dass Schüler erst in der 8. Klasse erstmals Notenzeugnisse erhalten sollen. Diese Verkürzung des Leistungsbegriffs […]

„Fack ju Göhte“ ist ein „routiniert gebauter Schwachsinn“ (v. Uslar), für den die Schauspieler nichts können. Mit einem Kommentator: „Ein proletarisches Fusselhirn allererster Güte und eine an ihr pädagogischen Ethos gebundene Heulboje auf Liebesentzug schweißen eine Klasse asozialer Arschlochkinder zusammen und erkennen dabei, was wirklich zählt im Leben.“ Das Problem für mich ist der Umgang mit der deutschen Sprache, damit der Kultur – Sprachkultur, Schulkultur, Schülerkultur… – der hier in einer Weise ad absurdum geführt wird, die jedem halbwegs kulturvollen Zeitgenossen erst die Schames- und dann die Zornesröte ins Gesicht treiben muss.

Die „Akademischen Monatsblätter“ vom Mai haben unter dem Top-Thema „Die deutsche Bildungswüste“ den Erfahrungsbericht des Geschäftsführers eines der weltweit führenden Hersteller von Wärmebehandlungsanlagen publiziert. Jener Dieter Schäufler, selbst Dipl.-Ing., beschreibt – bezeichnenderweise in fünf „Jeremiaden“ – die Modi, wie er zu Firmennachwuchs kommt. Und vergleich sich dabei mit Oliver Hardy: „In typischen Szenen versucht Olli Stan etwas zu erklären, die Reaktion von Stan besteht aus absolutem Unverständnis, und das wiederum treibt Olli in den Wahnsinn. In den Bewerbungsgesprächen versuche ich, die Eskalationsstufe des Wahnsinns zu vermeiden, aber ich fühle mich oft, als wäre ich Olli.“

Vielleicht geht das Jahr 2012 in die bundesdeutsche Geschichte ein als jenes, in dem sich die Bundes- als Bildungsrepublik selbst begrub. Meine Prognose ist geschuldet vor allem dem fortwährenden Diskurs aus Plagiatsverharmlosung, Doktorschwemme und Befristungswahn auf universitärer; Lehrermangel, sinkendem Notenniveau und Unterrichtsverweigerung auf schulischer sowie macht- wie marktgestörter Realitätssicht, nichtakademischem Ämterschacher und finanzieller Verteilungsarroganz auf politischer Seite. Ein Resultat ist das sogenannte Bildungsprekariat, das sich aus Wegwerfakademikern rekrutiert und vorletzte Oktoberwoche gleich mehrfach in den Focus geraten ist.

Da hat es nun auch „mein“ Institut getroffen. Das Institut für Kommunikationswissenschaft der Dresdner TU, an dem ich seit dem Sommersemester 1998 fast ununterbrochen Fernseh- bzw. Videopublizistik lehre, muss sich mit einem Plagiatsskandal auseinandersetzen:…

Eine Dozentin ärgert sich über schweigende, wassertrinkende Studierende, ein Student klagt über falsche Studieninhalte, und ein Kolumnist wundert sich über das Wissensniveau von Studenten. Stoff genug, mal wieder zur Bildung zu reflektieren.

In mir hat sich seit dieser Woche etwas als Ärgernis breitgemacht. Etwas, das zugegebenermaßen unter dem Aspekt von „political correctness“ nicht ganz einfach zu diskutieren ist. Vielleicht bin ich da besonders hellsichtig, was bestimmt Entwicklungen angeht – aber ich empfinde da einen gefährlichen Trend. Was ist gemeint? Jenes Phänomen namens „Leichte Sprache“.

Christoph Hein war immer unbequem. Man denke an die Novelle „Der fremde Freund“ (1982) und deren gefühlskalte Ärztin Claudia: Seismograph für ein Land, das an Gleichförmigkeit litt, an einer Perspektive des Wartens, die nur noch wenige Erwartungen in sich trug. Und man denke erst recht an seine „Zensur“-Rede auf dem X. Schriftstellerkongress der DDR 1987. Und jetzt also wieder: ein unbequemes Buch. Ein Roman, der schon fast als zeitgeschichtliches Dokument gelten kann. Und den ich für sehr dringend, und sehr nötig halte.

Das wollte ich doch immer schon mal hören. Ok, manchmal schon gemunkelt wurde es, aber jetzt scheint es statistisch bewiesen: in einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. „Jährlich gingen 150.000 junge Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung ins Berufsleben“, heißt es da. „Wenn es nicht gelingt, diese Zahl zu halbieren, entstehen für die öffentlichen Haushalte Belastungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro pro Altersjahrgang“. Gibt es eine Lösung?

Schon 2007 beklagte der Bundesverband der Selbstständigen den stetigen Verfall der Zahlungsmoral. Inzwischen muss auch ich immer öfter meinen Honoraren hinterherlaufen, parallel dazu werden Schuldner in ihrem Verhalten immer dreister. Waren das bis ins letzte Jahr hinein vor allem privatwirtschaftliche Erfahrungen, lassen die sich aktuell aber auch von staatlicher Seite bestätigen.

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