Eine neue Sensibilitätsindustrie bewertet Figuren rassistisch, macht aus fetten „riesige“ Menschen oder cancelt frauenlose Theaterstücke. Auf dem Altar „Wohlfühlkollektiv“ wird die Literatur geopfert.
Meine neue Tumult-Kolumne, die gern verbreitet werden kann.
In Berlin entlud sich zu Silvester der Integrationsfrust migrantischer Jugendlicher. Ihre Gewalt wird aber nicht benannt, sondern verniedlicht, verschwiegen, ja verleugnet. So gibt sich der Staat auf.
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Rosenkohl ist ja nicht jedermanns Sache. Zu Unrecht.
Das verkannte Wintergemüse enthält viel Vitamin A und C und ist reich an Ballast- und Mineralstoffen wie Eisen, Kalium, Kalzium und Magnesium. Außerdem sind Glucosinolate enthalten, eine Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen, die das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen senken. Der früher für Rosenkohl typische bittere Geschmack durch die Glucosinolate wurde seit den 1990er Jahren weitgehend weggezüchtet.
Ich esse ihn sehr gern, vor allem als Ofengemüse in Öl geröstet, und habe diesen Winter erstmals ein schnelles Suppenrezept ausprobiert, das ich nur wärmstens zum Nachkochen empfehlen kann:
Ein Netz frischer Rosenkohl (750 g) 250 g Kartoffeln, gewürfelt 1 Zwiebel, gewürfelt 2 Knoblauchzehen, gehackte 1 Peperoncini, gehackte 30 g Butter Salz, Pfeffer, Nelken, Wacholderbeeren, Lorbeerblatt; evt. gekörnte Brühe je 1 TL Muskat und Kurkuma 1,5 l Wasser ½ l Bier 200 ml Creme fraiche 200 g Kräuter-Schmelzkäse 100 g durchwachsener Speck, gewürfelt 30 g Rosinen Petersilie 30 g Walnüsse, gehackt
Speck, Zwiebel, Knoblauch und Peperoncini in Butter anbraten. Parallel dazu 1,5 l Wasser mit den Gewürzen zum Kochen bringen, den am Stiel kreuzweise eingeschnittenen und von trockenen/verschmutzten Deckblättern befreiten Rosenkohl darin für 2-4 Minuten blanchieren, mit einem Sieb herausholen, zu den brutzelnden Speckzwiebeln geben und sieben Minuten mitbraten. Derweil das Wasser mit Brühe abschmecken, Kartoffeln, Bier, Creme fraiche und Schmelzkäse dazugeben, aufkochen, den gebratenen Gemüsemix hinzufügen und mit reichlich Muskat und Kurkuma würzen. Unter Rühren köcheln, bis alles pürierweich ist, und dann mit dem Mixer in Suppenkonsistenz bringen. Vor dem Servieren mit Rosinen, Nüsse und Petersilie bestreuen. Dazu passt Schwarzbrot. Guten Appetit!
Nicht nur Herbst-, auch Winterzeit ist Suppenzeit. Wer das Angenehme (eine heiße Suppe) mit dem Nützlichen (gesundem Fisch) verbinden möchte, dem seit dieses sehr einfache Rezept ans Herz gelegt:
400 ml Weißwein 400 ml Fischfond, optional Gemüsebrühe 500 gr. Spinat 400 gr. Räucherlachs 200 gr. Kräuterfrischkäse 150 gr. süße Sahne 100 gr. geriebener Meerrettich 4 Kartoffeln 1 Zwiebel 3 Knoblauchzehen 2 Chillischoten 2 EL Kurkuma 5 Nelken Kapern Dill Zitronensaft Petersilie
Kartoffeln, Zwiebel, Knoblauch und Chili sehr klein schneiden und im Fond weichkochen. Wein, Meerrettich und Spinat hinzufügen, weiterkochen; dann Sahne und Käse dazu sowie die Gewürze. Ganz zum Schluss den geschnittenen Lachs zufügen, kurz aufkochen und gemütlich ruhen lassen. Vor dem Servieren pürieren und mit Zitronensaft und Petersilie abschmecken.
Deutschlands Fußballteam setzt gegen Japan ein moralisches „Zeichen“, verliert und scheidet erneut nach der WM-Vorrunde aus – auf SPD-Drehbuch. Das kann man als Menetekel für‘s Land verstehen.
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Aus seinen Briefen etwa an den sächsischen Kurfürsten, seinen Förderer und Geldgeber, spricht trotz aller Höflichkeitsfloskeln nicht Unterwürfigkeit, sondern im Gegenteil ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, später auch Verbitterung und Resignation angesichts der miserablen Umstände, unter denen er als Kriegskomponist arbeiten musste. Den alten Mann beschrieb Hans Eppstein 1975 in seiner Biografie so: „Hier vereinigt sich Melancholie mit Weisheit, Müdigkeit mit der Haltung eines Aristokraten, Nach-innen-Gewandtheit mit einer beinahe magisch zu nennenden Ausstrahlung – ein Faust, der das ganze Erdenleben erfahren hat und den es nicht länger berührt“. Was Händel für Halle oder Telemann für Magdeburg ist, ist er für Elbflorenz: Heinrich Schütz, der am 16. November vor 350 Jahren starb.
Geboren wurde er als zweites von acht Kindern am 8. Oktober 1585 in der heutigen „Schwarzbierstadt“ Köstritz (Thüringen) im „Goldenen Kranich“, dem Gasthof seines Vaters, der fünf Jahre später in Weißenfels einen anderen Gasthof übernahm. Hier verbrachte Schütz seine Kindheit. Die Geschichte seiner „Entdeckung“ 1598 liest sich wie ein Märchen: Als im Wirtshaus seines Vaters Landgraf Moritz von Hessen-Kassel übernachtete, hörte er Heinrich mit heller, klarer Stimme singen – und war davon so beeindruckt, dass er den staunenden Eltern anbot, ihren Sohn zu fördern. So kam es, dass Vater und Sohn Schütz im Jahr darauf nach Kassel reisten, wo Heinrich – begabt, wissbegierig und fleißig – schnell Latein, Griechisch und Französisch lernte und mehrere Jahre lang eine umfassende musikalische Ausbildung erhielt.
Landgraf Moritz gewährte dem vielversprechenden 23-Jährigen gar ein Stipendium für einen zweijährigen Studienaufenthalt in Venedig, damals eines der Weltzentren der Musik. Beeinflusst von Madrigalen und Motetten, machte sich Schütz mit allen seinerzeit bekannten musikalischen Gattungen vertraut. Unter der Ägide von Giovanni Gabrieli, der damals renommiertesten musikalischen Persönlichkeit am Übergang von der Renaissance zum Barock, erlernte er zudem die Finessen der Kirchenmusik. Gabrieli vermachte seinem Schützling auf dem Sterbebett einen Ring, was bedeutete, dass er ihn gern als seinen Nachfolger gesehen hätte. Doch Schütz kehrte in seine damalige Wahlheimat Kassel zurück, Gabrielis Nachfolger wurde stattdessen Claudio Monteverdi, der als Wegbereiter des modernen Musiktheaters gilt.
In Leipzig setzte Schütz 1613 das Jurastudium fort, vor allem, um seine Familie zu beruhigen. Denn diese konnte sich am wenigsten vorstellen, dass er in Form einer künstlerischen Karriere beruflich Fuß fassen könnte. Das sah Landgraf Moritz gänzlich anders, denn kurz darauf holte er Schütz als Organisten zurück an den Kasseler Hof. Gemeinsam reisten sie wenig später nach Dresden, wo Kurfürst Johann Georg I. ebenfalls das Talent des jungen Mannes erkannte und darum bat, Schütz eine Weile in Sachsen behalten zu dürfen. Die Elbmetropole und Heinrich Schütz konnte fortan nichts mehr trennen. Im Alter von 32 Jahren wurde er 1617 offiziell zum Hofkapellmeister ernannt. „Dieses anspruchsvolle Amt hatte er bis 1656, also 39 Jahre lang, inne. In dieser Zeit prägte er nicht nur die Musik am Dresdner Hof, er war weit vernetzt und zählte schließlich zu ,den fürnembsten Musicis in Europa‘“, sagt Christina Siegfried, Intendantin des jährlich zelebrierten Heinrich Schütz Musikfestes.
„zum Heiraten drängen“
Dresden war zu dieser Zeit Hauptstadt des mächtigen Kurfürstentums Sachsen, ein Zentrum des deutschen Protestantismus, eine reiche Handelsstadt und bereits eine Kultur-Metropole. Im Zeitalter furchtbarer Glaubenskriege erhielt sie als eine der ersten in Deutschland einen fast uneinnehmbaren Festungsgürtel aus fünfeckigen Bastionen, was vermutlich ihr Überleben im Dreißigjährigen Krieg sicherte. Dank des Kunstverstandes der Dresdener Regenten stand die Hofmusik, von italienischen Meistern der späten Renaissance geprägt, in höchster Blüte. Schütz‘ Berufung war nach Jahren beruflicher Ungewissheit eine hohe Ehre, nicht zu vergessen eine gut bezahlte, leitende Funktion in der damals wohl wichtigsten deutschen Musikstadt.
Als Kapellmeister hatte Schütz die Oberaufsicht über die Mitglieder der Hofkapelle, die aus Sängern und Instrumentalisten bestand. Mit ihr war er für alle Musik am Hofe zuständig: geistliche wie weltliche, zur Unterhaltung und zum Gottesdienst ebenso wie zur politischen Repräsentation. Von italienischen Vorbildern geprägt, umbrandet von den Wirren eines grauenvollen Krieges, aber zunächst vergleichsweise ungestört, schuf er eine in Deutschland neue Art vokaler Tonmalerei. Leider sind seine dramatischen weltlichen Werke (Singspiele und Ballette), von denen in der Regel nur die Texte gedruckt wurden, verlorengegangen.
1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus, dessen verheerende Auswirkungen nicht nur gut einem Drittel der deutschen Bevölkerung das Leben kostete, sondern auch den fast völligen Zusammenbruch jeglichen kulturellen Lebens verursachten. Schütz musste seine Ansprüche an Aufführungspraxis und Instrumentarien erheblich verringern, „damit mein von Gott verliehenes Talentum in solcher edlen Kunst nicht gantz ersitzen bleiben, sondern nur etwas weniges schaffen und darreichen möchte“. In einem Brief sorgte sich sein Landesvater, dass man Schütz regelrecht „zum Heiraten drängen müsste“. 1619 heiratete er die 18-jährige Magdalena Wildeck. Aus der sechs Jahre andauernden, glücklichen Ehe gingen zwei Kinder hervor.
Doch bereits 1625 verstarb Schütz’ Frau. Sein Leben war fortan vom Tod geprägt: Bis 1638 verlor er auch eine der beiden Töchter, die Eltern und einen Bruder. Es erstaunt nicht, dass der Komponist einmal von seiner „nahezu qualvollen Existenz“ sprach. Doch seine schöpferische Energie schien darunter nicht zu leiden, als Witwer konzentrierte er sich gänzlich auf die Musik. Er war er ein disziplinierter Künstler von unbändiger Leistungskraft. Raufereien, Trinkgelage oder Ausschweifungen waren nicht seine Sache. Streng war er, mit sich und vermutlich mit anderen. Seine Hauptenergie galt eindeutig dem musikalischen Werk, weniger der Familie. Die Wohnung gegenüber der Frauenkirche blieb zwar Lebensmittelpunkt, jedoch reiste Schütz – auch nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges – sehr viel.
1628 / 29 ein zweites Mal in Italien fortgebildet, wurde er in Mitteleuropa ein Wegbereiter des solistisch-virtuosen „Kleinen geistlichen Konzerts“, das – bald mit, bald ohne Instrumente – neben der Orgel zu singen ist. Spätestens seit dieser Reise nutzt er das Pseudonym „Enrico Saggitario“, das wörtlich aus dem Italienischen übersetzt auch „Heinrich Schütz“ heißt. Er war im Auftrag seines Kurfürsten bei allen wichtigen politischen Ereignissen zugegen, so beim Kurfürstentag 1627 in Mühlhausen, bei den Fürstentagen in Leipzig 1631 oder der Huldigung der Stände in Breslau: Wo immer der sächsische Kurfürst mit Versuchen auftrat, das zerrüttete Deutschland zu befrieden, wurde dies stets von Schütz’ Musik begleitet. In seinen Briefen an den Kurfürsten häuften sich die Klagen über schlimme Arbeitsbedingungen und elende soziale Zustände, unter denen die Mitglieder der sächsischen Hofkapelle gegen Kriegsende litten. Der Krieg war teuer, und es war offenbar nicht mehr genügend Geld da, um die Musiker zu bezahlen. 1639 schrieb Schütz erbittert, die Künste seien „unter den Waffen erstickt“ und „in den Kot getreten“ worden.
Künste „unter den Waffen erstickt“
Seine Publikationstätigkeit erreichte Ende der 1640er Jahre ihren Höhepunkt: Er vollendete die „Symphoniae sacrae“ und die „Geistliche Chormusik“: Bis heute Standardrepertoire nicht nur von Kirchenchören mit Liedern wie „Also hat Gott die Welt geliebet“, „Verleih uns Frieden“ oder „Die mit Tränen sehen“. 1633 bis 1635 und erneut 1642 bis 1644 war er in Kopenhagen als dänischer Oberkapellmeister tätig und arbeitete außerdem als musikalischer Ratgeber vieler Fürstenhöfe, darunter Hannover, Weimar und 1655 bis etwa 1666 auch als „Oberkapellmeister von Haus aus“ in Wolfenbüttel. Seine seit 1645 immer wieder eingereichten Gesuche um die Versetzung in den Ruhestand wurden von Johann Georg I. allesamt abgelehnt; erst nach dessen Tod im Jahr 1656 gewährte sein Sohn Johann Georg II. Schütz einen weitgehenden Rückzug. Als „ältester“ Kapellmeister behielt Schütz seinen Titel allerdings bis an sein Lebensende.
Von melancholischer, schwermütiger Schönheit ist die Musik, die Schütz komponierte – frei von aller Hektik, ruhig, tiefgründig, anmutig, harmonisch und ausgewogen. Wo zuvor meist lateinische Verse gesungen wurden, dichtete Schütz in Deutsch – und damit verständlich auch für einfache, ungebildete Menschen. So schuf er eine neue Qualität in der protestantischen Kirchenmusik. Chöre und Solisten wechselten einander ständig ab, von zarten Lauten-Klängen begleitet. Virtuos wurden Instrumental-Passagen mit Gesang verwoben. Schütz ließ die Künstler oft an verschiedenen Orten im Kirchenraum singen und sorgte dadurch für eine facettenreiche Klangfülle, die die Zeitgenossen faszinierte und begeisterte. Von unerhörter Schaffenskraft, immer lernbegierig, ständig rastlos auf der Suche nach neuen Melodien und Satzfolgen, erweiterte er konsequent seine Tonsprache bis ins hohe Alter. Die Zusammenarbeit mit Martin Opitz führte zur Entstehung der leider verschollenen Pastoralkomödie „Dafne“, bei der allerdings nicht gesichert ist, ob es sich um eine durchkomponierte Oper oder um ein Theaterstück mit Musik handelte.
Seinen Lebensabend verbrachte Schütz überwiegend in seinem Haus in Weißenfels, dem Ort seiner Kindheit. Aus dieser Zeit stammen seine drei Passionen nach Lukas, Matthäus und Johannes sowie seine „Weihnachtshistorie“. Sein letztes Werk ein Jahr vor seinem Tod ist die vollständige Vertonung des 119. Psalms, aufgeteilt in elf Motetten und landläufig auch „Schwanengesang“ genannt. Schütz wurde in der alten Dresdner Frauenkirche beigesetzt, mit deren Abriss 1727 aber seine Grabstätte verlorenging. Auf seinem Grabstein wurde er als „seines Jahrhunderts hervorragendster Musiker“ (saeculi sui musicus excellentissimus) bezeichnet. Aber noch zu Lebzeiten wurde Schütz als „parens nostrae musicae modernae“, also „Vater unserer [d. h. der deutschen] modernen Musik“ tituliert. Wolfgang Caspar Printz erwähnt in seiner 1690 erschienenen Musikgeschichte, Schütz sei um 1650 „für den allerbesten Teutschen Componisten gehalten worden“. Die „Internationale Heinrich-Schütz-Gesellschaft“ mit Sitz in Kassel befördert mit jährlichen Heinrich-Schütz-Festen oder Heinrich-Schütz-Tagen die Verbreitung und das Verständnis der Musik von Schütz und seiner Zeit, daneben gibt es auch eine Gesellschaft in Südafrika. Bei der DDR-Schallplattenfirma Eterna entstand seit Mitte der 1960er Jahre die erste Schütz-Gesamtaufnahme mit Protagonisten wie Peter Schreier und Theo Adam sowie dem Dresdner Kreuzchor. Schütz‘ Geburtshaus ist heute ein Museum. Das Wintersemester 2022/23 an der Dresdner Musikhochschule heißt ihm zu Ehren „Heinrich-Schütz-Semester“.
„Whisky im Krug“ klingt zunächst wie eine Zustandsbeschreibung – ist aber viel mehr. Deutsches Grillgewürz – einen „rauchig pikanten BBQ-Allrounder mit Whisky, Pfeffer und geräucherter Paprika“ verheißt der Hersteller –, eine polnische Steakhouse-Kette („Beard, Booze & Rock’n Roll“), und eben: Ein Lied. „Das wahre Genie des Songs liegt in der Tatsache, dass es zu jedem Anlass passt, sei es in einer Kneipe, auf einer Hochzeit oder auf andere Weise. Es garantiert, dass die Leute beim ersten Refrain fröhlich unisono mitsingen“, so Mick McStarkey im Onlinemagazin farout: „Whisky in the Jar“. In der Fassung von „Thin Lizzy“ wurde es am 3. November 1972 veröffentlicht.
Seine Ursprünge liegen im kulturellen Dunkeln. Es handelt von einem Wegelagerer, der von seiner Jenny – ob Frau oder Geliebte, bleibt offen – angezinkt und um seine Beute betrogen wird. Dabei bleibt unklar, warum sie es getan hat. Der Geprellte entkommt nach seiner Verhaftung und sucht seinen Bruder, der Soldat ist. Sobald er ihn gefunden hat, will er mit ihm gemeinsam durch die Hügel streifen, denn eines ist sicher: Er wird ihn besser behandeln als die verräterische Jenny… Der Räuber erzählt die Etappen seiner Geschichte in sieben Strophen, die aber nur selten komplett zu hören sind, und nach jeder Etappe kommt er auf den Whiskey zu sprechen; den Gerstensaft, wie er ihn nennt, den er schon früh am hellen Morgen genießt, um hübschen Jungfern den Hof zu machen. Ort der Ereignisse ist der Südwesten Irlands, als Ortsbezeichnungen finden sich unter anderem Cork, Kerry, Kilkenny oder Killarney. Oft werden Strophen weggelassen oder inhaltlich miteinander kombiniert: Es gibt eine kaum überschaubare Zahl von Varianten, mit abweichenden Texten oder Namen.
Der Refrain nach jeder einzelnen Strophe „Mush-a ring dum-a do dum-a da/Wack fall the daddy-o, wack fall the daddy-o/There’s whiskey in the jar” wird als „nonsense –lyric“ gesehen, die keine richtige Bedeutung hat, sondern nur ihres Klangs wegen verwendet wird. Es gibt zahlreiche Berichte darüber, woher der mysteriöse Originalautor seine Inspiration genommen haben könnte. So wird behauptet, dass einige Zeilen und Elemente des Liedes einer Handlung gleichen, die der historischen Ballade „Patrick Fleming“ über den gleichnamigen berüchtigten Wegelagerer ähnelt, der 1650 hingerichtet wurde. In seinem Buch „The Folk Songs of North America“ meinte der Musikhistoriker Alan Lomax, dass das Lied aus dem 17. Jahrhundert stammt. Er behauptete sogar, John Gays „The Beggar’s Opera“ (1728) sei davon inspiriert worden, weil Gay einen Balladenhändler „Whiskey in the Jar“ singen hörte.
In Bezug auf die Geschichte des Liedes behauptet Lomax: „Das britische Volk des 17. Jahrhunderts mochte und bewunderte seine örtlichen Wegelagerer; und in Irland (oder Schottland), wo die ‚Gentlemen of the road‘ englische Grundbesitzer beraubten, galten sie als Nationalpatrioten. Solche Gefühle inspirierten diese ausgelassene Ballade.“ Ein Lob dem Robin Hood. Irgendwann kam das Lied in die Vereinigten Staaten und war wegen seiner respektlosen Haltung gegenüber britischen Beamten ein Favorit im kolonialen Amerika. Die amerikanischen Versionen spielen manchmal in Amerika und handeln von amerikanischen Charakteren. Eine solche Version aus Massachusetts handelt von Alan McCollister, einem irisch-amerikanischen Soldaten, der wegen Raubes an britischen Beamten zum Tode durch Erhängen verurteilt wird. Es gibt auch ein Lied über irische Truppen im amerikanischen Bürgerkrieg namens „We‘ll Fight for Uncle Sam“, das in der gleichen Melodie gesungen wird.
eine „Nummer zum Anfassen“
Das Lied erschien in einer Form, die seiner modernen Version nahe kam, in einem Flugblatt Mitte der 1850er Jahr als Vorläufer namens „The Sporting Hero oder Whiskey in the Bar“. Es taucht auch unter dem Titel „There‘s Whiskey in the Jar“ in der Sammlung von Patrick Weston Joyce 1909 auf, enthält aber nur die Melodielinie ohne Text. Versionen des Liedes wurden in den 1920er Jahren in Nordirland vom Liedersammler Sam Henry gesammelt; es ist „Roud Folk Song Index- Nr. 533“. Der Liedersammler und Historiker Colm Ó Lochlainn behauptete, seine Mutter habe das Lied 1870 in Limerick von einem Mann namens Buckley gelernt, der aus Cork stammte. In seinem Buch „Irish Street Ballads“ sind die Texte aus dem Gedächtnis niedergeschrieben, so wie er sie von seiner Mutter gelernt hatte. Er nannte das Lied „There‘s Whiskey in the Jar“, und seine Version ist praktisch identisch mit denen, die die irischen Bands der 1960er Jahre verwendeten.
Das Lied erlangte erstmals große Bekanntheit, als es die irische Folkband „The Dubliners“ international aufführte und in den 1960er Jahren auf gleich drei Alben aufnahm. In den USA wurde es durch „The Highwaymen“ bekannt, die es 1962 auf ihrem Album „Encore“ aufzeichneten. Und dann also 1972. Thin Lizzys Frontmann Phil Lynott gedachte es der Plattenfirma ursprünglich nur als B-Seite anzubieten von „Black Boys On The Corner“, weil sie kein anderes Material zur Verwendung hatten. Der Plattenfirma gefiel es jedoch so gut, dass sie sich entschied, „Whiskey in the Jar“ zur Single zu machen. Das Arrangement von Lynott blieb dem Original durchaus treu, modernisierte es aber mit einer seufzenden Gitarrenlinie und Lynotts heiserem Kneipengesang.
Für McStarckey entwickelte er sich zu einem der besten Rock-Tracks, „die jemals veröffentlicht wurden – und zu einem der beständigsten von ‚Thin Lizzy‘“. Denn es sei eine „Nummer zum Anfassen“, ein „Muss für jeden Musiker“. Die Nummer blieb als Single 17 Wochen lang an der Spitze der irischen Charts und erreichte europaweit Top-Platzierungen. Der Song wurde danach unter anderem von Roger Whittaker, The Pogues, Johnny Logan, Rednex, Paddy Goes To Holyhead, Bryan Adams und vielen anderen neu interpretiert. In Deutschland waren es Santiano (Original) sowie Klaus und Klaus (deutsch: „Rum Buddel Rum“). Daneben existieren israelische (Yarkon Bridge Trio), isländische (Þrjú á palli), schwedische (Euskefeurat ), norwegische (Lillebjørn Nilsen), finnische (Eläkeläiset), dänische (Lars Lilholt), französische (Nolwenn Leroy), uruguayische (El Cuarteto de Nos) und estnische (Poisikõsõ) Versionen.
Traurige Ironie der Geschichte: Infolge seines jahrelangen Alkohol- (und Drogen)konsums war Phil Lynott bereits 1986 gestorben und erlebte diesen Erfolg kaum noch. Sein Grab befindet sich auf der Halbinsel Howth Head bei Dublin, eine Skulptur von ihm in der Innenstadt. Sein kunstvoll verzierter Grabstein stammt vom irischen Künstler Jim Fitzpatrick, der auch einige Cover von Thin-Lizzy-Alben gestaltete. Explizit auf Lynotts Version bezogen sich U2, Pulp, Childline, Smokie, Belle und Sebastian, Gary Moore, Christy Moore, der 2007 zu Irlands „greatest living muscian“ ernannt wurde, die Simple Minds und Grateful Dead. Metallica gewannen mit ihrer Interpretation („Garage Inc.“) zwölf Jahre nach seinem Tod einen Grammy in der Kategorie „Best Hard Rock Performance“. Bei einem Konzert im Slane Castle im irischen Meath spielten sie nicht nur live ihre Coverversion, sondern zollte Frontmann James Hetfield mit dem Satz „Wir lieben dich, Phil“ dem Bassisten, Sänger und Bandleader Respekt. Er lebt nicht nur in diesem Lied weiter.
Sie wollte postkünstlerische Wege gehen und endete in einer postideologischen Sackgasse: Die documenta 15 changierte zwischen „ästhetischer Entkunstung“ und „antisemitischem Weltkunstdebakel“.
Meine neue Tumult-Kolumne, die gern geteilt werden kann.
Die Zwiebel mit den ebenso gehackten Chilli, Knoblauch und Wurzelpetersilie anbraten. Dann die sehr klein gewürfelten Möhren, Kartoffeln und zuletzt den ebenso klein gewürfelten Kürbis zugeben, salzen, pfeffern und ordentlich anschwitzen. Mit in Wasser gelöster Gemüsebrühe (oder Fond) soweit ablöschen, bis das Gemüse knapp bedeckt ist. Ingwer, Zimt, Muskat, Nelken, Wacholder und Lorbeerblatt zufügen und ca. 15 Minuten auf mittlerer Flamme köcheln, bis alles weich ist. Jetzt Lorbeer herausfischen, Curry, Kurkuma und Tomatenmark mit dem Honig hinein, alles pürieren, die Kokosmilch dazu, durchrühren, nochmal aufkochen und langsam abkühlen lassen. Vor dem Servieren noch frische Petersilie drüberstreuen. Guten Appetit!
„Eine dunkle Gestalt“, so erlebte Heinrich Heine den Violinisten, Bratschisten, Gitarristen und Komponisten, „die der Unterwelt entstiegen zu sein schien. In den eckigen Krümmungen seines Leibes lag eine schauerliche Hölzernheit und zugleich etwas närrisch Tierisches, dass uns bei diesen Verbeugungen eine sonderbare Lachlust anwandeln musste; aber sein Gesicht, das durch die grelle Orchesterbeleuchtung noch leichenartig weißer erschien, hatte alsdann so etwas Flehendes, so etwas blödsinnig Demütiges, dass ein grauenhaftes Mitleid unsere Lachlust niederdrückte.“
Der zeitgenössische Kritiker Ludwig Rellstab schrieb in seiner Besprechung: „Vielleicht hätte Goethes Mephisto die Violine so gespielt.“ Das wies Goethe in einem Gespräch mit Eckermann umgehend zurück „Nein […], der Mephistopheles ist ein viel zu negatives Wesen, das Dämonische aber äußert sich in einer durchaus positiven Tatkraft. Unter den Künstlern findet es sich mehr bei Musikern, weniger bei Malern. Bei ihm zeigt es sich im hohen Grade, wodurch er denn auch so große Wirkungen hervorbringt.“ Er habe in einem Konzert-Adagio „einen Engel singen gehört“, schrieb etwa Franz Schubert, der den Virtuosen 1828 in Wien hörte: Niccolò Paganini, der am 27. Oktober vor 240 Jahren in Genua als Sohn eines Instrumentenbauers zur Welt kam.
Nach eigenen Angaben erhielt Paganini bereits in frühester Kindheit Violinunterricht, unter anderem von seinem Vater, der ihn unter Androhung von Nahrungsentzug stundenlang zum Üben zwang. Seine einzigartigen Techniken entwickelte er wohl autodidaktisch. Eine Schule besuchte er nicht, begann aber bereits mit 12 Jahren, öffentlich als Violinist aufzutreten. 1795 bis 1797 lebte er mit seinem Vater in Parma, wo er sein Violinspiel vervollkommnete. Spätestens mit 15 Jahren komponierte er hier unter der Aufsicht zweier Lehrer einige Werke, darunter zwei heute verlorene Violinkonzerte.
Erstmals ohne den Vater reiste Paganini 1801 nach Lucca und bewarb sich dort erfolgreich um die musikalische Teilnahme am Hochamt von Santa Croce, worauf er Einladungen für weitere Konzerte erhielt. Für die nächsten Jahre liegen keine gesicherten biographischen Informationen vor. Möglicherweise bezieht sich Paganinis Geständnis jugendlicher Fehler wie der Leidenschaft für Glücksspiele auf diese Zeitspanne. Im Januar 1805 wurde Paganini zum Konzertmeister im Orchester der Republik Lucca ernannt und später, unter Fürstin Elisa Baciocchi, einer Schwester Napoleons, deren Kammervirtuose und Operndirektor. 1808 schickte sie Paganini zum Erfurter Fürstenkongress, wo er vor Napoleon und dem russischen Zaren spielte. Bis 1809 währte diese einzige feste Anstellung in Paganinis Leben. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Werke für Violine und Orchester sowie für Violine und Gitarre.
„Zaubergeigerkünste“
Ab 1810 war Paganini nahezu ständig auf Konzertreisen innerhalb Italiens. 1820 wurden erstmals die „24 Capricci“ gedruckt. Technisch gehören sie mit zum Schwierigsten, was je für die Geige komponiert wurde. Sie sind kurz, zum Teil dauern sie keine zwei Minuten, und jede von ihnen hat ihre eigenen technischen Schwierigkeiten. „Jedes einzelne Stück behandelt einen gewissen geigerischen Aspekt, aber auch einen eigenen Charakteraspekt“, sagt der Violinist Thomas Zehetmair, Chefdirigent des Stuttgarter Kammerorchesters, dem BR. Sehr häufig nur als Zugabe gegeben wird die 24. und letzte der Capricen. Von ihr ließen sich viele andere Komponisten zu Bearbeitungen und neuen Werken inspirieren, wie beispielsweise Liszt, Brahms oder Rachmaninow. Paganini allerdings trug die Capricci nie in einem Konzert vor.
1824 begann Paganini in Venedig ein Verhältnis mit der Sängerin Antonia Bianchi, in Palermo kam 1825 der gemeinsame Sohn Achille zur Welt. Antonia reiste in den folgenden Jahren mit Paganini und trat in seinen europaweiten Konzerten auf. Paganini spielte ausschließlich eigene Werke: Sonaten, brillante Variationen oder eines seiner wenigstens sechs Konzerte – wie das berühmte zweite mit dem Beinamen „La campanella“, „das Glöckchen“. Als Paganini schließlich 1828 Italien verließ und sich zunächst nach Wien begab, eilten ihm bereits viele Gerüchte und der Ruf voraus, ein überragender Violinvirtuose zu sein, der seine Zuhörer durch seine „Zaubergeigerkünste“ verhexe.
Die Gerüchte wurden durch eine der zahlreichen Liebschaften befeuert: Paganini hatte nach einem Konzert in Genua eine 16-jährige Schneiderstochter entführt, sie geschwängert, sie erfolglos abtreiben lassen und sie anschließend verlassen. Die anschließenden Prozesse trugen dazu bei, dass sich um ihn eine Aura des Dämonischen bildete. Gerüchte tauchten auf: Bald hieß es, er habe das Mädchen in einer Klosterzelle verführt. Nur ein Mann, der mit dem Teufel im Bund stehe, könne an einer solchen Stelle so etwas tun. Bald wurde aus dem Abtreibungsversuch ein Mordversuch. Schließlich machten die Gerüchte aus ihm einen Folterer und Verführer auch weiterer unschuldiger Mädchen. Der Aphorismus „Die Tüchtigen werden beneidet, den Talentierten wird geschadet und die Genies werden gehasst“ wird ihm zugeschrieben.
In Wien feierten ihn Fachleute und Publikum enthusiastisch. Seine Konzerte wurden in allen Zeitungen besprochen, Korrespondentenberichte über seine Kunst gelangten auch nach Deutschland und Frankreich, Modezeitungen beschäftigten sich mit seinem angeblichen Lebenswandel, Gastronomie und Kleidermode wurden vom à la Paganini befallen, Gebrauchsgegenstände trugen sein Porträt, Gedichte und Possen mit dem Thema Paganini wurden veröffentlicht, Komponisten wählten für ihre Werke Melodien und Namen mit Anspielungen auf Paganini, und der österreichische Kaiser Franz I. verlieh ihm den Ehrentitel „Kaiserlicher Kammervirtuose“. Hier in Wien trennte sich Paganini von Antonia. Achille blieb – vertraglich geregelt – bei Paganini und wurde von ihm umsichtig gepflegt und betreut. Er sollte später sein Universalerbe werden.
„seine Seele dem Bösen verschrieben“
Gesundheitliche Probleme veranlassten Paganini, sich im Sommer 1828 zuerst nach Karlsbad und dann nach Prag in Behandlung zu begeben. Er wurde erfolgreich operiert und diktierte seine Biographie, von der er sich eine Widerlegung all der über ihn verbreiteten Gerüchte erhoffte. Über allem lag der Schatten lebenslanger Krankheit: Sein Arzt Bennati berichtete von einer frühen Masern-Enzephalitis, in späteren Jahren kamen Syphilis und eine Kehlkopftuberkulose hinzu, die ihm die Stimme raubte, und schließlich eine Nekrose des Unterkiefers. Die anhand zeitgenössischer Bilder und Beschreibungen erfassten körperlichen Merkmale Paganinis deuten daneben auf das Ehlers-Danlos-Syndrom hin, das zur Überbeweglichkeit der Gelenke führen kann. Er trug stets schwarze Kleidung und spielte auch mal ein Konzert für die Toten auf einem Freidhof.
Nach Prag folgten Konzerte in Deutschland, Polen, Frankreich, Großbritannien und Belgien. Die weit über dem Üblichen liegenden Eintrittspreise für seine Konzerte während der Deutschlandtournee hatten ihm ein gut angelegtes Vermögen eingebracht, das es ihm erlaubte, an vielen Orten Benefizkonzerte zu mildtätigen Zwecken zu geben, deren Erlöse er spendete. Im Dezember 1838 erlebte er in Paris die Uraufführung von Hector Berlioz‘ „Harold in Italien“. Er huldigte Berlioz auf offener Bühne, konnte aber wegen seines Kehlkopfleidens kaum mit ihm sprechen. Wenige Tage später schenkte er Berlioz 20.000 Franc. In Belgien wurde ihm angekreidet, dass er dilettantisch wirkende Sängerinnen in seinen Konzerten auftreten ließ, so Charlotte Watson, in die er sich in London verliebt hatte. Die Liaison mit ihr endete, wie alle Beziehungen Paganinis zu Frauen, unglücklich.
Für Franz Liszt hatte das Erlebnis von Paganinis Virtuosität in Paris besonders große Auswirkungen. Er entwickelte in der Auseinandersetzung mit seinen Werken und dessen Art, das Publikum zu faszinieren, seinen hochvirtuosen Klavierstil und wurde zu einem vergleichbaren Publikumsmagneten. In seinem „Nekrolog“ berichtete er: „Sein unerklärliches Genie wollte man nur durch noch unerklärlichere Tatsachen begreifen, und wenig fehlte zu der Vermutung, dass er seine Seele dem Bösen verschrieben und jene vierte Saite, der er so bezaubernde Weisen zu entlocken wusste, der Darm der Gattin sei, die er eigenhändig erwürgt habe.“ Der geradezu hysterische „Hype“ seiner Auftritte beim breiten Publikum überlagerte oft die Ernsthaftigkeit und Schönheit seiner Musik und seines Spiels.
„aus seiner innersten Natur“
1832 gewann er einen Urheber-Rechtsstreit: Inzwischen erschienen viele Plagiate, Imitationen und Arrangements. Am 12. Dezember 1835 wurde er in Parma Mitglied der Kommission des Hoforchesters, was einem heutigen Generalmusikdirektor nahekommt. Er führte Opern auf, kümmerte sich um eine Verbesserung des Instrumentariums und erarbeitete umfangreiche Entwürfe eines Reglements für das Herzogliche Orchester und für eine in dieser Stadt zu errichtende Akademie. Der Normenkatalog ging der Herrscherin Marie Louise allerdings zu weit ging, so dass Paganini 1836 seine Stellung wieder aufgab und erneut auf Konzertreisen ging, die im November 1839 in Nizza ihr Ende fanden. Hier hoffte er, das milde Klima Nizzas zur Linderung seiner vielen Beschwerden bei. Umsonst: Anfang Mai 1840 zwang ihn ein schwerer Anfall ins Bett. Seine Stimme war völlig vernichtet. Am 27. Mai 1840 starb er an einem Blutsturz.
Da Paganini auf dem Sterbebett keine mündliche Beichte mehr ablegen konnte und schriftlich nicht abgeben wollte oder konnte, wurde ihm nach bischöflicher Überprüfung ein christliches Begräbnis verwehrt. Sein Sohn Achille musste ihn einbalsamieren lassen. Es sollte 30 Jahre dauern, bis sein Sohn ihm nach einer makaber anmutenden Odyssee – gegen üppige Bezahlung – seinen letzten Wunsch erfüllen konnte. 1853 wurde Paganini im Friedhof von Gaione bei Parma begraben und 1896 auf den neuen Friedhof zu Parma umgebettet, wo er immer noch in einem stetig mit frischen Blumen geschmückten Grab ruht.
Paganini galt lange als der Inbegriff des romantisch-verklärten Künstlertypus, dem Franz Lehár mit seiner Operette „Paganini“ ein Denkmal setzte. „Das Seelenvolle, Begeisterte, wahrhaft Eigenthümliche in Paganini‘s Spiel strömt aus seiner innersten Natur. Die Gefühle und Empfindungen, die er im verwandten Busen erregen will, sind seine eigenen. In den Tönen seiner Melodien ist sein Leben rege und wach, finden wir stets sein Ich, seine Individualität. Die Trauer, die er empfunden, das Sehnen, das sein Wesen durchzieht, die Leidenschaft, die seinen Puls rascher jagt, sie alle fließen in seinen Vortrag über“, befand schon 1829 der Kritiker Carl Guhr.
In Paganinis Nachlass fanden sich 15 Violinen, zwei Violen, vier Violoncelli sowie eine Gitarre, die meisten von Stradivari, Guarneri und Amati. Vier Stradivari-Instrumente werden heute als „Paganini-Quartett“ bezeichnet und wechselnden Ensembles geliehen: Im September 2019 wurden sie für vier Jahre dem Goldmund Quartett zur Verfügung gestellt. 1954 gründete Paganinis Geburtsstadt Genua den Internationalen Paganini-Violinwettbewerb zur Förderung und Entdeckung junger Talente.
Über den Kinofilm „Der Teufelsgeiger“ schrieb die Münchner AZ: „Klaus Kinski hielt sich für die Wiedergeburt Paganinis, David Garrett aber ist es einfach“. Das spielt darauf an, dass Kinski 1989 einen Film über Paganini mit sich in der Hauptrolle gedreht hatte, damit aber keinen großen Erfolg feierte: Er hatte zu viel von seiner eigenen Biografie in den Film gepackt, Garret hingegen kann wirklich spielen, nicht nur Geige. Zu den unzähligen Komponisten, die Themen von Paganini bereits zu dessen Lebzeiten und erst recht danach verarbeiteten, gehörten neben Liszt Johann Strauss (Vater), Robert Schumann, Johannes Brahms, Sergei Rachmaninow, Andrew Lloyd Webber und in der Rockmusik Gitarrenvirtuose Yngwie Malmsteen.